Was bedeutet Digital Empowerment und was ist Empowerment eigentlich? Empowerment bedeutet wörtlich „Ermächtigung“ oder „Selbstbefähigung“ und stammt aus dem Englischen. Der Begriff bezeichnet Strategien und Maßnahmen, um die eigene Selbstbestimmung in verschiedenen Bereichen des Lebens zu stärken und Abhängigkeitsverhältnisse zu schwächen. Digital Empowerment überträgt diese Selbstbestimmung auf die digitale Welt.

Was ist Digital Empowerment?

Digital Empowerment wird oft mit Medienkompetenz oder Medienbildung in Verbindung gebracht. Auch Digitalisierung und der Aufbau digitaler Kompetenzen sind beliebte Schlagwörter in diesem Zusammenhang. Aber was bedeutet Digital Empowerment denn genau?

Genau wie Empowerment meint Digital Empowerment vor allem Selbstbestimmung und Selbstermächtigung, aber im digitalen Kontext. Damit kann sowohl die eigene Befähigung im Umgang mit digitalen Technologien gemeint sein als auch der Ausbau digitaler Technik und digitaler Kompetenzen, zum Beispiel in Unternehmen oder Kommunen.

Digital Empowerment bedeutet, die Kontrolle über die eigene digitale Welt zu erhalten und nicht von anderen abhängig zu sein. Es vermittelt Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Entscheidungen. So können Probleme allein gelöst und neue Fähigkeiten erworben werden.

Egal ob wir von einem Individuum, einem Unternehmen oder einer Stadtverwaltung reden: Ziel von Digitalem Empowerment ist der Abbau von Abhängigkeiten und die Stärkung der Unabhängigkeit mit Hilfe von Medienkompetenz, Informations- und Kommunikationstechnologie. Das kann in Form von Medienbildung passieren, aber auch der Aufbau von digitalen Netzwerken oder Kommunikationsplattformen kann eine Form von Digital Empowerment sein.


Digital Empowerment und Digitalisierung

Der Grad der Digitalisierung spielt dabei ebenfalls eine Rolle. Digitalisierung bezeichnet Veränderungsprozesse innerhalb der Gesellschaft hin zu einer digitalen Gesellschaft. Ursprünglich war mit dem Begriff die Verarbeitung von physischen Daten in digitale Daten gemeint. Heute ist der Begriff aber deutlich weiter gefasst und umfasst zum Beispiel auch die Bereiche Einkauf, Kommunikation, Autofahren und einige mehr.

Wie spricht man das aus? Für die Aussprache von Digital Empowerment benötigen wir ein wenig Englisch. In Lautschrift sieht das so aus: Digital [ˈdɪdʒ.ɪ.təl] Empowerment [ɪmˈpaʊə.mənt].

Nehmen wir zum Beispiel die Digitalisierung unseres Alltags. Digitale Endgeräte und digitale Technologien sind heute nicht mehr wegzudenken. Knapp 89% der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren hatte 2021 ein Handy. In der Altersgruppe unter 50 Jahren sind es 95%, aber auch bei den über 70-jährigen liegt der Anteil noch bei 65%. (Quelle: Statista).

Ähnlich sieht es auch bei der Nutzung des Internets aus. In Deutschland nutzen 94% der Bevölkerung das Internet im Jahr 2021. Bei den 14- bis 29-Jährigen beträgt sie 99%, bei den über 70-Jährigen immerhin noch 42%. Insgesamt nutzen 76% der Bevölkerung das Internet täglich. Und ein großer Anteil tut dies mit mobilen Endgeräten. (Quelle: ARD ZDF Onlinestudie 2021)

Der Zugang zu digitalen Technologien spielt für digitales Empowerment eine große Rolle, genauso wie der Zugang zum Internet als Informationsmedium. Durch den hohen Grad der Digitalisierung in diesem Bereich sind Informationen einem großen Teil der Bevölkerung grundsätzlich zugänglich. Digitales Empowerment bedeutet aber auch, diese Informationen für sich zu nutzen.

Digital Empowerment und Medienkompetenz

Um digital selbständig zu sein, wird Zugang zu Informationen und Informationstechnologie benötigt. Diese müssen dann gefiltert und die passenden Informationen ausgewählt werden. Diese selektiven Fähigkeiten werden über eine Stärkung der Medienkompetenz vermittelt und trainiert.

Als Medienkompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet, Medien und deren Inhalte eigenständig zu nutzen. Und damit sind alle Arten von Medien gemeint, auch Bücher. Medienkompetenz macht es möglich, eigenständig Informationen aus bestimmten Medien zu einem Thema zu finden und zu bewerten. Mithilfe eines Buches Informationen zu einem bestimmten Thema zu bekommt ist ebenso gemeint, wie im Internet zu recherchieren oder eine Auswahl aus verschiedenen Fernsehsendungen zu einem Thema zu treffen.

Was leistet Medienkompetenz für digitales Empowerment? Medienkompetenz ermöglicht einen sachgerechten, kreativen und sozialen Umgang im digitalen Umfeld. So erlangt ein Mensch die Kontrolle über Informationen und kann sie nach seinen Bedürfnissen filtern. Mit Informationen erlangt er Wissen und neue Handlungsspielräume. Je nach Person können das unterschiedliche Dinge sein: das Schreiben einer E-Mail oder einer Kurznachricht ohne die Hilfe der Enkelkinder, der digitale Austausch mit Gleichgesinnten in einem Netzwerk oder das Beschaffen von Informationen, um die eigene Lebenssituation zu verbessern.

Strategien und Maßnahmen für digital Empowerment

Wie kann Digital Empowerment ausgestaltet werden? Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Ansatzpunkte, um digitale Selbstbestimmung zu trainieren und entsprechende Kenntnisse zu vermitteln. Durch Workshops, Kurse und Learning-by-doing können Grundlagen vermittelt werden. Anschließend sollte Medienkompetenz immer nach Bedarf und angepasst an die jeweilige Lebensrealität vermittelt werden.

Digital Empowerment – Ein Projekt des Frauencomputerzentrums Berlin

Wie ein gelungenes Projekt mit Schwerpunkt „Digital Empowerment“ aussehen kann, zeigt das Frauencomputerzentrum Berlin. Das Projekt zum Thema Digital Empowerment vermittelt geflüchteten Frauen Medienkompetenzen.

Im Kern steht offenes IT-Training, dass die digitale Mobilität der Frauen stärkt. Sie lernen sich selbst in Deutschland zu orientieren und zu informieren und können selbst über Onlinemedien Deutsch lernen. Die Inhalte und die Dauer des Trainings bestimmen die Frauen selbst. Auch wann sie kommen und wann sie teilnehmen. So werden berufliche Vorerfahrung, Interessen und Bildungshintergründe flexibel und individuell in das Training aufgenommen. Die Frauen entscheiden selbst, was sie lernen wollen und erweitern so ihre Handlungsfähigkeit und ihre Partizipationsmöglichkeiten. (Quelle: Redaktion werkstatt.bpb.de | Theresa Samuelis und Theresa Kühnert für bpb.de unter Creative Commons Lizenz CC BY-SA 4.0)

Während des Trainings werden Fragen der Frauen aufgenommen und entsprechende Kenntnisse zur Beantwortung der Fragen vermittelt. Das kann unterschiedlich aussehen, zum Beispiel durch eine Einführung in die Online-Recherche mit Suchmaschinen wie Google oder durch das Erschließen existierender Onlineangebote zu den entsprechenden Themen. Bei Bedarf bekommen die Frauen auch eine Einführung in PC und Internet, Smartphone und E-Mails (Quelle: FCZB online: Digital Empowerment – Medienkompetenzen für geflüchtete Frauen)

Das sollten Sie bei Workshops und Kursen mit Fokus auf Digital Empowerment beachten

Digital Empowerment erfordert viel Fokus auf das Individuum. Offene Workshops und Kurse sowie flexibel gestaltete Kurspläne und Inhalte unterstützen dabei. Einige zentrale Kernelemente helfen zusätzlich bei der Umsetzung:

  • Stellen sie den Zugang zum Internet und zu digitalen Endgeräten sicher.
  • Vermitteln sie primär Kompetenzen und Lösungswege, statt Antworten vorzugeben.
  • Orientieren sie sich bei den Themen an den Fragen der Teilnehmenden.
  • Der Weg ist das Ziel. Nur wer weiß wie, kann Probleme selbst lösen.
  • Konzentrieren Sie sich auf „Learning-by-doing“ anstatt langweiliger Vorträge.
  • Vermitteln Sie „Spaß am Ausprobieren“ und „Freude am Selbermachen“.
  • Bieten Sie „Hilfe zur Selbsthilfe“.
  • Empowerment ist individuell vom Menschen anhängig.
  • Erfolgserlebnisse können sehr unterschiedlich aussehen.
  • Bieten Sie Unterstützung für langsam Lernende und zusätzliche Anreize für Wissbegierige damit keine Langeweile aufkommt.

Seien Sie flexibel und verabschieden Sie sich von strikten Themenpläne. Seinen Sie mutig und ermutigen Sie ihre Teilnehmenden. Digital Empowerment vermittelt immer auch Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Entscheidungen. Versuchen Sie auf individuelle Stärken und Schwächen einzugehen. Bieten sie außerdem genug Raum zum Austauschen und zum Ausprobieren.

Zusammenfassung und Fazit

Empowerment heißt, sich zu ermächtigen und nicht abhängig zu sein. Damit ist sowohl die Abhängigkeit von fremder Hilfe als auch die Abhängigkeit von fremden Entscheidungen gemeint.

Digital Empowerment bedeutet ohne fremde Hilfe in der digitalen Welt zurecht zu kommen. das heißt, handlungsfähig zu sein und eigene Entscheidungen zu treffen. Es bedeutet auch, eigene Lösungen für digitale Probleme zu finden und Wissen eigenständig und ohne fremde Hilfe zu erweitern.

Medienkompetenz und Digitalisierungsstrategien sind nicht nur Wegbereiter für Digitales Empowerment, sondern helfen auch bei der Vermittlung der notwendigen Fähigkeiten. Wichtig ist es, zu ermutigen, Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten und immer wieder Lösungsansätze gemeinsam zu entwickeln. Gerade im Bereich Empowerment ist der Weg zum Ziel oft wichtiger als das Ziel selbst.

Foto im Titel: Depositphotos