Wie gendert man richtig? Gendersprache ist nicht schwer. Und auch das Anwenden von gendergerechter Sprache und diskriminierungsfreies Schreiben sind nicht schwer. Nicht zuletzt, weil es eine Reihe von möglichen Alternativen gibt, die gendern und genderneutrale Sprache alltagstauglich machen. Was „gendern“ bedeutet und wie genau es in Texten umgesetzt werden kann, stelle ich in diesem Artikel vor.
– Dieser Artikel basiert auf meinem Workshop „Richtig gendern – Ein Einführungskurs in gendergerechte Sprache“. Hast du Interesse an einen Kurs für gendergerechte Sprache? Dann kontaktiere mich.
Gendergerechte Sprache, was ist das und was bedeutet richtig „gendern“ eigentlich? Gendern meint das Nutzen und Benutzen einer fairen und demokratischen Sprach- und Schreibweise. Es bedeutet das Einbeziehen aller Geschlechter und befasst sich mit sprachlicher Inklusion. Gendern und das Anwenden von gendergerechter Sprache ist also gelebte Sprachvielfalt. Der Duden definiert gleich vier Bedeutungen für das Verb gendern:
1. Bestimmte sprachliche Mittel verwenden, um Menschen aller Geschlechtsidentitäten sprachlich sichtbar zu machen oder um weibliche und männliche Personen sprachlich sichtbar zu machen.
2. Einer Person ein (soziales) Geschlecht zuordnen, z.B. mittels Personalpronomen oder bestimmter Anredeformen.
3. Etwas mit einem (sozialen) Geschlecht in Verbindung bringen.
4. Gender-Mainstreaming umsetzen.
Dieser Artikel gibt einen Überblick über „die Sache mit der Gendersprache“ und über „die Sache mit den Geschlechtern“ und stellt sowohl gängige Schreibweisen als auch genderneutrale Sprache für geschicktes gendern vor.
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Ein Rätsel vorweg. Können Sie es beantworten?
„Dr. Brandt wohnt in Hamburg und hat einen Bruder in Berlin, Prof. Brandt. Prof. Brandt hat aber keinen Bruder in Hamburg. Wie kann das sein?“
Die Antwort gibt es weiter unten.
Warum Gendersprache? Über die Effekte von Sprache
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Wenn wir morgens eine Zeitung aufschlagen oder online die Nachrichten lesen, begegnen uns nur selten gegenderte Texte. Im Allgemeinen wird das Verwenden der männlichen Form (auch „generisches Maskulinum“ genannt) als ausreichend verstanden, denn so konstruierte Sätze meinen immer sowohl Männer als auch Frauen gleichermaßen. Soweit die Theorie.
Sprache ist aber nicht immer eindeutig. Und nicht immer gerecht. Wer eine männliche Berufsbezeichnung hört, hat auch unweigerlich einen Mann vor Augen. Und Studien bestätigen das. Denken Sie mal an einen berühmten deutschen Politiker. Na, haben Sie sofort Angela Merkel im Kopf? Oder eher Helmut Kohl?
Auch Studien zum Thema bestätigen diesen Effekt. In einer Studie von Dagmar Stahlberg und Sabine Sczesny (erschienen in der Fachzeitschrift „Psychologische Rundschau“ 52 (3) im Jahre 2001) wurden Männer und Frauen u.a. nach ihrem Lieblingssänger und Lieblingsautor gefragt. Die Ergebnisse der Befragung zeigten, dass bei der männlichen Variante fast ausschließlich Männer genannt wurden. Bei neutralen Formulierungen wie „Wer ist deine liebste heldenhafte Romanfigur“ oder bei Beidnennungen wie „Lieblingssänger oder Lieblingssängerin“ wurden auch häufiger Frauen als Antworten genannt.
Frauen mögen zwar bei der Nutzung der rein männlichen Form eines Wortes automatisch mit gemeint sein, aber wir denken eben nicht automatisch an Männer und an Frauen. Gendern und gendergerechte Sprache kann das ändern. Können Sie sich noch an das Rätsel vom Anfang erinnern? „Dr. Brandt wohnt in Hamburg und hat einen Bruder in Berlin, Prof. Brandt. Prof. Brandt hat aber keinen Bruder in Hamburg.“ Wie kann das sein? Die Lösung ist einfach und doch kommen die meisten Menschen eben nicht so einfach drauf. Denn Frauen sind zwar mitgemeint, werden aber selten mitgedacht.
Achtung Rätsel-Spoiler! Die Antwort:
Des Rätsels Lösung: Dr. Brandt ist eine Frau. Darum hat Prof. Brandt natürlich keinen Bruder in Berlin, sondern eine Schwester. Durchschnittlich kann nur einer von zehn Befragten die richtige Antwort auf die Frage nennen. Hätten Sie es gewusst?
Gibt es offizielle Regeln, wie richtig gegendert wird?
Egal, ob Rechtschreibung, Grammatik oder Kommasetzung, im deutschen Sprachraum gelten einheitliche Regeln zum Gebrauch unserer Sprache. Das heißt aber nicht, dass sich unsere Sprache nicht verändert. Ganz im Gegenteil: sie befindet sie sich in ständigem Wandel. Und zwar in allen Bereichen. Richtig gendern ist nur ein Aspekt.
Sprache verändert sich mit denen, die sie benutzen. Der Dativ ist heute zum Beispiel beliebter als der Genitiv. Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere noch an das Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ von Bastian Sick aus dem Jahr 2004. Wir sprechen heute anders als unsere Eltern. Und unsere Eltern sprechen anders als ihre Eltern. Und so weiter, und so fort.
Aber wer bestimmt in Deutschland die offiziellen Regeln der deutschen Sprache? Und wer bestimmt, was „richtig gendern“ eigentlich bedeutet? Es gibt eine Reihe wichtiger Instanzen in Deutschland, wenn es um die deutsche Sprache und auch um die offiziellen, amtlichen Regeln der deutschen Sprache geht.
Welche sind das genau und was sagen diese Akteure zum Thema gendergerechtes Schreiben und Gendersprache?
Was sagt der Rat für deutsche Rechtschreibung zum Gendern?
Grundlage der neuen deutschen Rechtschreibung bildet in Deutschland das amtliche Regelwerk. Und das wird vom Rat für deutsche Rechtschreibung herausgegeben. Hier wird die amtliche Norm der deutschen Rechtschreibung festgelegt.
„Als zentrale Instanz in Fragen der Rechtschreibung beobachtet der Rat den Schreibgebrauch der deutschen Rechtschreibung, die wie alle Bereiche der Sprache einer steten Entwicklung unterworfen ist, und ist Garant für die Bewahrung der Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum.“ – Rat für deutsche Rechtschreibung
Zum Thema Gendersprache gibt es aber bisher keine eindeutige Regelung. Der Rat hat aber wiederholt offiziell bekräftig, dass allen Menschen „…mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll und sie sensibel angesprochen werden sollen.“ Diese Aufgabe sei aber nicht allein mit Regeln und Änderungen der Rechtschreibung zu lösen, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die weiterer Beobachtung bedürfe. Eine vernünftige Entscheidung, denn das Gendern befindet sich noch mitten im Veränderungsprozess. Dennoch empfiehlt er, dass geschlechtergerechte Texte sachlich korrekt, verständlich, lesbar, rechtssicher, eindeutig und gut vorlesbar sein sollten.
Die aktuelle Stellungnahme kann in der Pressmittleitung vom 26.3.2021 detailliert nachgelesen werden.
Was sagt der Deutsche Sprachrat zum Gendern?
Der Deutsche Sprachrat ist eine Einrichtung, die sich für die Pflege, Entwicklung und Verbreitung der deutschen Sprache einsetzt. Er wurde im Jahr 2000 gegründet und ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. Der Deutsche Sprachrat setzt sich aus Vertretern von rund 30 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Kultur, Medien und Wirtschaft zusammen. Zu den Aufgaben des Sprachrats gehört unter anderem die Förderung der deutschen Sprache im In- und Ausland, die Beratung von Politikern, Unternehmen und anderen Organisationen in sprachlichen Fragen sowie die Durchführung von Projekten und Veranstaltungen zur Sprachpflege und -förderung.
Der Deutsche Sprachrat hat in Bezug auf das Gendern keine einheitliche Position, da sich die Mitgliedsorganisationen in dieser Frage nicht immer einig sind. Insgesamt lässt sich aber sagen, dass der Deutsche Sprachrat die Bedeutung einer geschlechtergerechten Sprache anerkennt und eine offene Diskussion zu diesem Thema fördert. Der Sprachrat betont jedoch auch, dass es wichtig ist, bei sprachlichen Veränderungen die Verständlichkeit und Praktikabilität der Sprache im Auge zu behalten.
Was empfiehlt die Gesellschaft für deutsche Sprache zum Gendern?
Die Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. (GfdS) ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Wiesbaden, die sich der Pflege und Erforschung der deutschen Sprache widmet. Zu den Aufgaben der Gesellschaft für deutsche Sprache gehört die Förderung und Pflege der deutschen Sprache in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, wie beispielsweise Bildung, Medien, Wissenschaft und Kultur. Ein weiterer wichtiger Bereich der Arbeit der Gesellschaft für deutsche Sprache ist die Erforschung der deutschen Sprache. Hierzu gehören die Sammlung und Auswertung sprachlicher Daten sowie die Erstellung von Wörterbüchern und anderen sprachwissenschaftlichen Werken.
Von der Gesellschaft für deutsche Sprache wird darauf hingewiesen, dass das Gendern und andere Instrumente der Gendersprache im Alltag und in der öffentlichen Diskussion immer häufiger verwendet werden. Die GfdS betont jedoch, dass es in der deutschen Sprache verschiedene Möglichkeiten gibt, Geschlechtergerechtigkeit auszudrücken, und dass es nicht nur eine „richtige“ oder „falsche“ Methode gibt. Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache sei zu fördern, aber auch die praktischen Anwendungen der geschlechtergerechten Sprache müssten berücksichtigt werden.
Hier findet man die komplette Stellungnahme der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Thema Gendern.
Richtig gendern – Ist der Duden das Maß aller Dinge?
Der Duden ist in Deutschland eines der wichtigsten Nachschlagewerke für die deutsche Sprache und wird oft in Schulen, Universitäten und in der Arbeitswelt verwendet. Er ist wohl das bekannteste Nachschlagewerk für die deutsche Sprache. Er enthält eine ausführliche Sammlung von Wörtern, Wortbedeutungen, Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung und vieles mehr. Aber, der Duden ist kein amtliches Nachschlagewerk. Er ist lediglich das meisterverkaufte Nachschlagewerk und der am meisten gebrauchte Ratgeber.
Der Duden gibt Empfehlungen zur Gendersprache und zum richtigen Gendern heraus, aber er stellt keine verbindlichen Regeln auf. Es wird betont, dass bei der Wahl der Gendersprache und der sprachlichen Mitte auch die Zielgruppe und der Kontext zu berücksichtigen sind. Vor allem die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Texte sollten nicht beeinträchtigt werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Duden gendern und gendergerechtes Formulieren unterstützt und verschiedene Möglichkeiten zum Gendern anbietet. Aber er betont auch, dass die praktische Umsetzung davon abhängt, was in der jeweiligen Situation sinnvoll und angemessen ist.
Natürlich hat der Duden Verlag auch bereits einige Bücher und Nachschlagewerke zum Thema herausgebracht. Zu Empfehlen sind vor allem:
Handbuch geschlechtergerechte Sprache – Wie sie angemessen und verständlich gendern* von Dudenverlag Berlin, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage, ISBN: 978-3-411-74078-9
Genderleicht – Wie Sprache für alle elegant klingt * von Christiane Olderdissen, ISBN: 978-3-411-75675-9
Die verschiedenen Geschlechter beim Gendern
Richtig gendern beudeutet auch, die verschiedenen Geschlechter zu kennen. Denn hier liegt der Ursprung vom Gendern. Gendergerechte Sprache will immer alle Geschlechter ansprechen. Und damit sind nicht nur die biologischen Geschlechter von Mann und Frau gemeint.
Aber was bedeutet das und welche Geschlechter gibt es? Eine wissenschaftliche Analyse zum Thema gibt es in diesem Video von maiLab. Hier wird erklärt, wo der Unterschied zwischen biologischem Geschlecht und Geschlechtsidentität liegt. Für das Gendern und die gendergerechte Sprache ist vor allem die Geschlechtsidentität wichtig. Hier gibt es zwei wichtige Begriffe zu unterscheiden: trans* und cis.
trans*-gender
Als trans* oder transgender werden Menschen bezeichnet, die bei ihrer Geburt einem Geschlecht zugeordnet wurden, deren Geschlechtsidentität aber damit nicht übereinstimmt.
(Definition nach: Antidiskrimminierungstelle des Bundes)
cis-gender
Auch cisgender oder Cisgender und Cis-Mann oder Cis-Frau: Menschen, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Der Begriff Cisnormativität beschreibt, dass das biologische Geschlecht das soziale Geschlecht bestimmt.
Für das Gendern und das Anwenden von gendergerechter Sprache ist vor allem die Geschlechtsidentität wichtig. Denn diese entscheidet darüber, wie ein Mensch angesprochen werden möchte. Wenn sie unsicher sind, welche Ansprache oder welches Pronomen das richtige ist, dann fragen Sie einfach: Wie möchtest du angesprochen werden? Oder: Welches Pronomen benutzt du?
Biologisches Geschlecht
- Geschlecht (Sexus)
- Das Geschlecht wird anhand der körperlichen Geschlechtsmerkmale bestimmt
- Das Geschlecht kann männlich, weiblich oder divers/inter sein
- Intersexuelle Menschen weisen Geschlechtsmerkmale beider Geschlechter auf.
Soziales Geschlecht
- Gender
- Stereotype Zuschreibungen
- Das soziale Geschlecht bestimmt, was von Frauen und Männern im gesellschaftlichen und sozialen Kontext erwartet wird, was erlaubt ist und was damit assoziiert wird.
Grammatisches Geschlecht
- Genus
- Geschlecht als rein sprachliche, grammatikalische Kategorie
- Unterscheidet Maskulinum, Femininum und Neutrum (der, die, das)
- Substantive haben immer einen festgelegten Genus
Semantisches Geschlecht
- Semantik
- Inhalt und Bedeutung von Wörtern
- Die Bedeutung von Wörtern kann ‚männlich‘ und/oder ‚weiblich‘ sein
- Das Wort ‚Stute‘ enthält z. B. die Bedeutungen ‚Pferd‘ und ‚weiblich‘ als semantische Merkmale
Gendern, Was ist das? Grundlagen und Definition
Gendern leitet sich von dem Wort ‚Gender‘ ab. Es stammt aus dem Englischen und meint Geschlecht im Sinne von ‚das soziale Geschlecht‘. Mit sozialem Geschlecht ist die Konstruktion von Geschlecht in Bezug auf Normen und Machtmechanismen gemeint, wie z.B. Geschlechterrollen und -klischees. Es meint aber auch Erwartungen und kulturelle Unterschiede, die an das biologische Geschlecht gekoppelt werden. Das Geschlecht wird zu einer sozial-konstruierten Identität.
Im Regelfall entspricht die geschlechtliche Identität eines Menschen seinem biologischem Geschlecht. Ein Mensch mit männlichen Geschlechtsmerkmalen wird als Junge/Mann erzogen. Ein Mensch mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen als Mädchen/Frau. Dieser Zusammenhang wird auch Cisnormativität genannt. Entscheidet sich ein Mensch dazu, dass seine geschlechtliche Identität nicht seinem biologischen Geschlecht entspricht, ist er trans* oder transsexuell.
Gendern bedeutet als Verb die Berücksichtigung der Geschlechtsidentität und einen bewussten und gleichberechtigten Umgang mit Sprache, außerhalb von Rollenklischees. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist mit Gendern allerdings nicht immer die Berücksichtigung aller biologischen und sozialen Geschlechter gemeint. Oft wird lediglich die explizite Nennung der weiblichen Form in Ergänzung zur männlichen als Gendern verstanden.
Richtig Gendern heißt also nichts anderes, als niemanden auszuschließen. Richtig Gendern bedeutet, bewusst und sensibel mit Worten umzugehen, gleichberechtigt zu schreiben und zu reden: Das ist gendergerechte Sprache. Um das elegant zu tun, gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Übrigens: Das Verb ‚gendern‘ steht im Duden und ist Bestandteil der deutschen Sprache.
Richtig gendern oder wer wird gegendert?
Personen und Menschen werden gegendert. Tiere werden nicht gegendert. Also bitte aus dem Elefanten keine Elefantin machen. Auch Gegenstände werden üblicherweise nicht gegendert, hier kann aber gerne nach neutralen Alternativen gesucht werden. Der Bürgersteig sollte nicht der Bürger*innensteig sondern der Gehweg werden. So können auch unnötige Diskussionen vermieden werden.
Immer daran denken:
Wäre jede*r auf dem Bürger*innensteig unterwegs, würden alle auf dem Gehweg laufen.
Wie gendert man richtig? Ein Überblick über gängige Schreibweisen der Gendersprache
Beim Gendern gibt eine Reihe gängiger Schreibweisen, um Texte geschlechtergerecht zu formulieren. Einige davon werden kontrovers diskutiert und nicht alle Möglichkeiten zu gendern, lassen sich problemlos anwenden. Auch grammatikalisch können Probleme auftreten. Gegendert wird nämlich nicht nur die Personenbezeichnung, sondern auch Pronomen und Artikel. Beim Gendern muss oft die komplette Grammatik im Text angepasst werden. Aber alles der Reihe nach. Verschaffen wir uns erstmal einen Überblick über die gängigsten Schreibweisen beim Gendern.
- Generisches Maskulinum
- Generisches Femininum
- Schrägstrich
- Paarform
- Binnen-I
- Klammern
- Gendersternchen
- Gender_Gap
- Gendern mit Doppelpunkt
- Genderneutrale Sprache
Im redaktionellen Bereich, in wissenschaftlichen Arbeiten, aber auch in Texten im Allgmeinen wird diese kurze Info vorangestellt oder durch eine Fußnote integriert. Der Text wird dadurch als richtig gegendert betrachtet.
„Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen wird hier und im folgenden Text zwar nur die männliche Form genannt, stets aber die weibliche Form gleichermaßen mitgemeint.“
Problematisch bei dieser Methode:
Frauen werden theoretisch mitgemeint, aber praktisch nicht im Text dargestellt. Das generische Maskulinum ist der sprachliche Standard in Deutschland. Mit einer Fußnote erklärend darauf aufmerksam zu machen, ist unnötig.
Natürlich kann das generische Maskulinum auch umgekehrt werden. Jetzt sind Männer mitgemeint und nur die weiblichen Formen werden im Text genannt:
„Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen wird hier und im folgenden Text zwar nur die weibliche Form genannt, stets aber die männliche Form gleichermaßen mitgemeint.“
Problematisch bei dieser Methode:
Männer werden theoretisch mitgemeint, aber praktisch nicht im Text dargestellt. Die Umkehrung sorgt zwar für einen gewissen AHA-Effekt, aber auch diese Lösung ist für richtiges gendern nicht optimal.
Die weibliche Form wird mit einem Schrägstrich an die männliche Form angehängt:
Der/die Arbeiter/in
die Schüler/innen
Problematisch an dieser Methode:
Es werden Frauen und Männer angesprochen, aber keine anderen Geschlechter. Dies kann zu grammatikalischen Problemen führen. Außerdem stören viele Schrägstriche den Lesefluss.
Um den Text richtig zu gendern werden männliche und weibliche Form werden parallel genutzt:
Erzieher und Erzieherinnen
der Mitarbeiter und die Mitarbeiterinnen
Unsere Lehrerinnen und unsere Lehrer
Problematisch an dieser Methode:
Frauen und Männer werden angesprochen, aber keine weiteren Geschlechter. Sätze können sehr lang werden. Es muss immer wieder entschieden werden, ob die männliche oder die weibliche Form zuerst genannt wird.
Weibliche und männliche Form werden durch Großbuchstaben dargestellt:
MitarbeiterInnen
ErzieherInnen
JedeR
Problematisch an dieser Methode:
Frauen und Männer werden angesprochen, aber keine weiteren Geschlechter. Auch die Umsetzung ist schwierig und die Anpassung von Pronomen und Artikeln an das Binnen-I macht Probleme.
Die weibliche Form wird in Klammern gesetzt und an die mänliche Form angehängt:
Mitarbeiter(innen)
Zuhörer(in)
Jede(r) Schüler(in)
Frauen und Männer werden angesprochen, aber es entsteht in den meisten Sätzen eine klare Hirachie. Frauen werden „ausgeklammert“ und andere Geschlechter kommen nicht vor. Auch hier sind Lesefluss und Grammatik problematisch.
Männliche und weibliche Form werden beim Gendern durch ein Sternchen * getrennt. Dieser soll Raum für weitere Geschlechter schaffen. So werden auch Menschen, die sich keinen klassischen Geschlechterrollen zugehörig fühlen, angesprochen.
ein*e Jurist*in
der*die Student*innen
Leser*innen
Problematisch an dieser Schreibeweise:
Gramatikalisch können Probleme entstehen. Bei vielen Gendersternchen wird der Lesefluss beeinträchtigt.
Aber:
Hier sind alle Geschlechter gemeint. Symbolisch steht das Sternchen für Geschlechtervielfalt.
Die männliche und weibliche Form wird durch ein Sternchen * getrennt. Männliche und weibliche Form werden durch einen Unterstrich oder auch Gender_Gap getrennt. Dieser soll Raum für weitere Geschlechter schaffen. So werden beim Gendern auch Menschen angesprochen, die sich nicht den klassischen Geschlechterrollen zugehörig fühlen.
ein_e Jurist_in
der_die Student_innen
Leser_innen
Prblematisch an dieser Schreibeweise:
Gramatikalisch können Probleme entstehen. Bei vielen Unterstrichen wird der Lesefluss beeinträchtigt.
Aber:
Hier werden alle Geschlechter angesprochen. Symbolisch schafft der Gender Gap einen Raum für weitere Geschlechter.
Beim Gendern mit Doppelpunkt wird die männliche und weibliche Form durch einen Doppelpunkt „:“ getrennt. Diese Schreibweise wird mitlerweile gerne genutzt:
ein:e Reporter:in
der:die Dozent:innen
Zuhörer:innen
Problematisch am Gendern mit Doppelpunkt:
Tendenziell ist das Gendern mit Doppelpunkt eher eine binäre Schreibweise und lässt nicht viel Platz für weitere Geschlechter. Dem Doppelpunkt fehlt die hohe Symbolkraft von Gendersternchen und Unterstrich.
Aber:
Das Gendern mit Doppelpunkt wird gerne als Alternative zum Gendersternchen und Gender-Gap genutzt.
Beim Gendern werden männliche und weibliche Form werden durch neutrale Formulierungen ersetzt:
Studierenden
Dozierenden
Beschäftigte
Genderneutrale Schreibweisen und Formulierungen sprechen alle Geschlechter an und sind eine gute Möglichkeit, um diskriminierungsfrei und gendergerecht zu formulieren.
Probleme bei dieser Methode:
Genderneutrale Sprache ist ungewohnt. Es ist nicht immer leichte genderneutrale Formulierungen zu finden und zu entscheiden, was letztendlich neutrale formuliert werden sollte.
Richtig gegendert? Ja. Alle Menschen werden mit genderneutraler Sprache angesprochen, unabhängig von ihrem Geschlecht.
Richtig gendern mit binären Schreibweisen – Männer und Frauen sprachlich sichtbar machen
Mit binären Schreibweisen sind Formulierungen gemeint, die lediglich die weiblich und männliche Form eines Wortes nennen. Weitere Geschlechter werden nicht explizit genannt.
Gendergerechte Schreibweisen – Alle Geschlechter ansprechen
Richtig gendern heißt, bewusst alle Geschlechter ansprechen. Und wer auch symbolisch einen Beitrag zu Geschlechtergerechtigkeit beitragen möchte. der nutzt das Gendersternchen oder den Gender Gap. Auch der Doppelpunkt hat sich als Alternative zum Gendern etabliert. Ihm fehlt allerdings die hohe symbolische Kraft, die dem Gendersternchen und dem Gender Gap zugesprochen werden. Sowohl Gendersternchen als auch Gender Gap schaffen Raum für weitere Geschlechter außerhalb von männlich und weiblich.
Richtig gendern – Wo ein Satzzeichen ist, gibt es auch Probleme
Nicht alle Schreibweisen lassen sich beim Gendern problemlos auf alle Wörter anwenden. Die Krux liegt im grammatikalischen Detail, egal ob bei Schrägstrich, Gendersternchen oder Doppelpunkt.
Pronomen und Artikel machen Probleme, denn im Singular werden sie „mit“gegendert. Aus dem Lehrer wird so der*die Lehrer*in. Einfacher ist der Plural, dort werden aus den Lehrern lediglich die Lehrer*innen. Hier passt der Artikel für alle Lehrer*innen.
Auch einige „richtig“ gegenderte Personenbezeichnungen sorgen für Probleme. Nehmen wir als Beispiel den Arzt. Hier tun sich für das Binnen-I mit ArztIn oder ÄrztIn, den Schrägstrich mit Arzt/in oder Ärzt/in und auch für das Gendersternchen mit Arzt*in oder Ärzt*in grammatikalische Schwierigkeiten auf. Unproblematisch ist nur die Paarform mit Arzt und Ärztin. Sollen weitere Geschlechter einbezogen werden, bieten sich Kombinationen von Paarform und Gendersternchen oder Gender-Gap an, wie Arzt*Ärztin oder Arzt_Ärztin. Alternativ bietet sich noch als neutrale Formulierung die Person im ärztlichen Dienst oder das ärztliche Fachpersonal an.
Arzt gendern
Arzt*Ärztin
Ärzt*in
Arzt_Ärztin
Ärzt_in
Allgemeinmediziner:in
Person im medizinischen Dienst
Anwalt gendern
Anwalt*Anwältin
Anwält*in
Anwalt_Anwältin
Anwältin_in
Anwält:in
Rechtsvertretung
gesetzliche Vertretung in Rechtsangelegenheiten
Bauer gendern
Bauer*Bäuerin
Bäuer*in
Bauer_Bäuerin
Bäuer_in
Bäuer:in
Landwirt*in
Beschäftigte in der Landwirtschaft
Mitarbeiter gendern
Mitarbeiter*in
Mitarbeiter_in
Mitarbeiter:in
Mitarbeitenden
Teammitglied
Angestellte
Belegschaft
Teilzeitkraft
Partner gendern
Partner*in
Partner_in
Partner:in
Gegenüber
Kontaktperson
geliebte Person
Mitwirkende, Kooperationen
Wichtig beim Gendern ist folgendes: Es gibt keine Unmöglichkeiten, solange der Gedanke nach einer gendergerechten Sprache und Schreibweise im Vordergrund steht. Beim Gendern darf auch das Suchen und Finden von kreativen Lösungen eine Möglichkeit sein. Letztlich entscheidet beim Gendern jeder für sich, wie er „richtig“ gendern möchte. Der Gedanke zählt.
Gendern von Artikeln am Satzanfang – Artikel richtig gendern
Gibt es eine Doppelung mit Gendersternchen oder Doppelpunkt eines Artikels am Satzanfang, wird lediglich der erste Artikel groß geschrieben:
Der*die nächste Ärzt*in für Allgemeinmedizin befindet sich in der Innenstadt.
Ein:e Arzt:Ärztin für Allgemeinmedizin befindet sich in der Innenstadt.
Genderneutrale Sprache mit neutralen Schreibweisen:
Geschickt gendern und elegant lesen
,Wer beim Gendern ohne Großbuchstaben, Sonderzeichen oder Doppelungen arbeiten will, der sollte sich die genderneutrale Sprache genauer ansehen. Durch das bewusste Benutzen neutraler Begriffe werden beim Gendern alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen. Durch substantivierte Verben und Adjektive oder geschlechtsneutrale Pluralbildungen werden genderneutrale Wörter geschaffen. Geschickt gendern muss nicht heißen, viele Sonderzeichen zu nutzen.
So werden aus Student*innen einfach Studierende und aus Kassenpatienten und Kassenpatientinnen einfach die Versicherten der Krankenkassen.
Beim Schreiben genderneutrale Begriffe zu finden ist nicht immer einfach. Das Genderwörterbuch GESCHICKT GENDERN ist eine wachsende Sammlung von gendergerechten Begriffen und alternativen Wörtern für geschlechtergerechte Sprache. Wer korrekt gendern will, kann hier nachschlagen und Alternativen finden. Es können aber auch neue Vorschläge eingereicht werden.
Hier einige Beispiele für geschicktes Gendern mit genderneutraler Sprache:
Studentensekretariat und Studentenvertretung sind an vielen Universitäten längst zu Studierendensekretariat und Studierendenvertretung geworden.
Der*die Adressat*in wird zur adressierten Person und der:die Andere zum Gegenüber.
Aus Urlaubern werden Reisende und aus dem Verantwortlichen wird die verantwortliche Person.
Wie man die Anrede richtig gendert
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Diverse… naja, die richtige und schönste Lösung ist das nicht. Grade beim Thema gendergerechte Anrede scheiden sich die Geister. Gibt es eine gute und respektvolle Alternative zum klassischen „Sehr geehrte Damen und Herren“?
Formulierungen wie „Lieber Herr X und liebe Frau Y“ lassen keinen Platz für non-binäre Menschen. Und spätestens seitdem in Deutschland auch geschlechtsneutrale Namen ins Personenstandsregister eingetragen werden dürfen und es offiziell ein drittes Geschlecht gibt, ist eine diskriminierungsfreie Anrede von intersexuellen Menschen nicht mehr nur eine Frage von Respekt und Höflichkeit: Sie hat auch eine rechtliche Grundlage.
Wenn Sie richtig gendern möchten und wissen wollen, wie jemand angesprochen werden will, müssen Sie fragen. Vom Vornamen auf die Anrede zu schließen ist eben nicht immer so einfach möglich. Oder wissen Sie, ob Conny Müller männlich oder weiblich ist? Oder vielleicht etwas dazwischen? Als genderneutrale Anrede bietet sich darum „Guten Tag, Conny Müller“ an. Es ist höflich und respektvoll, ohne jemanden in eine Schublade zu stecken.
Die große Schwierigkeit beim Gendern der Anrede besteht lediglich darin, sich an diese neue Art der Ansprache zu gewöhnen. Aber mal ganz ehrlich: Kann es unhöfflich sein, den Namen eines Menschen zu benutzen?
Workshop und Dozentin gesucht
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„Richtig Gendern – Eine Einführung in die Gendersprache“
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Für wen ist dieser Kurs geeignet? Für Unternehmen, Angestellte, Teams und Gruppen.
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Gendersprache in den Medien
Noch ist gendergerechte Sprache nicht komplett in den Medien angekommen. Und einfach zu erkennen ist sie auch nicht immer. Gendersternchen, Gender Gap und Gendern mit Doppelpunkt sind auffällig, aber richtiges gendern mit genderneutrale Sprache fällt oft nicht sofort auf.
Wer sich gendergerechte Sprache in den Medien ansehen will, der schaut beim jungen Resort der Zeit. Auf Ze.tt wird gegendert, überall und konsequent. Mal mit Gendersternchen, mal mit Doppelpunkt. Und auch andere Medien gendern. Eine Übersicht dazu gibt es bei genderleicht.de. Hast du ein Beispiel für Gendernsprache oder genderneutrale Sprache in Medien? Dann schreib gerne in die Kommentare!
Quelle: obs/news aktuell GmbH
Geschickt gegendert? Von Mannschaften und Heulsusen
Richtig gendern und Gendersprache bedeutet auch, Rollenklischees zu vermeiden. Und davon gibt es in unserer Sprache eine ganze Menge. Wir sprechen Stereotypen an und weisen Frauen und Männern damit Eigenschaften und Erwartungen zu. Hier ein paar Beispiele zum Nachdenken:
- Kann Philipp eine Heulsuse sein oder nur ein Zappelphilipp? Und was ist überhaupt mit Tom und Laura?
- Gibt es bei der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft nur Mannschaften?
- Kann ein Mann seinen Mädchennamen aufgeben oder kann das nur eine Frau?
- Können Männer jungfräulich sein? Oder Braucht man dazu eine Jungfrau?
- Ein Brautpaar besteht aus zwei Bräuten … oder?
- Darf Papa mit zur Mutter-Kind-Gruppe und beraten sie auch Väter bei der Mütterberatungsstelle?
Richtigt gendern bedeutet auch Reflektion über die eigene Sprache und den eigenen Sprachgebrauch. „Was sage ich da überhaupt und wie meine ich es?“ Eine Mannschaft kann zum Beispiel auch ein Team sein. Vor allem, wenn sie aus elf Frauen besteht und für alle Deutschen bei der WM einen Pokal nach Hause geholt hat… Und dann wäre da noch die Sache mit den Namen. Es gibt ja auch durchaus Männer, die ihren Geburtsnamen mit der Ehe aufgeben.
Links und Tool-Tipps für Gendersprache
Das Genderwörterbuch GESCHICKT GENDERN liefert mit einer wachsenden Sammlung neutraler Begriffe ein umfangreiches Nachschlagewerk zum gendergerechten Schreiben mit neutralen Alternativen. Wortideen und Wortfindungen sind inklusive.
Genderleicht.de ist ein Projekt des Journalistinnenbunds. Hier gibt es Tipps & Tricks, ein Textlabor und einen Blog zum Thema diskriminierungsfreies Schreiben und Sprechen.
Mit dem Leitfaden überzeuGENDERe Sprache stellt die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Köln ein umfangreiches Dokument zum Download zur Verfügung. Hier finden Interessierte auch Tipps für die Umsetzung in englischen Texten, für wissenschaftliche Arbeiten und für Korrespondenz im Allgemeinen.
In forscherinnen von der förde –genannt oder »mitgemeint«? präsentiert die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Forschung und Empfehlung zum Thema. Das Rätsel um Dr. Brandt und seinen Bruder können Interessierte hier wiederfinden.
Bücher über Gendersprache
Handbuch geschlechtergerechte Sprache – Wie sie angemessen und verständlich gendern* von Dudenverlag Berlin, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage, ISBN: 978-3-411-74078-9
Genderleicht – Wie Sprache für alle elegant klingt * von Christiane Olderdissen, ISBN: 978-3-411-75675-9
Mit * Sternchen gekennzeichnete Links sind Werbung. Christiane Biederbeck ist Teilnehmende des Amazon-Partnerprograms, das zur Bereitstellung eines Mediums für Webseiten konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Partner-Links zu Amazon.de Entgelte verdient werden können.
Bildnachweise: Foto im Titel: Depositphotos | Foto beim Workshop „Richtig gendern“: Depositphotos